Sonntag, 24. Juli 2011

Schnee.

Und als es noch kälter wurde und der erste Schnee fiel, standen wir draußen und lachten, während wir wie Kinder versuchten den Schnee mit unseren Zungen und Händen aufzufangen.

Es war ein Stück Glück, das alles Unglück verdeckte, unsichtbar werden ließ.

Wochen später lagen wir alle im Park im Schnee und träumten von einer besseren Welt.

Er nahm meine Hand und versprach mir, dass alles gut werden würde. Wieder glaubte ich. Wieder hoffte ich, dass wir da anknüpfen könnten, wo wir aufgehört hatten.
Einfach, weil ich es mir so sehr gewünscht hatte.

Und wieder vergingen Wochen. Wochen gefüllt mir schönen Momenten, mit Streits, Lachen und mit Schweigen.

Und immer wieder wachte ich in meinem Bett auf, völlig verkatert, ganz gleich wie oft ich mir geschworen hatte es nicht mehr zu tun.

"Warum zerstörst du dich so?" Eine Frage, die ich oft zu hören bekam, aber nie so wirklich beantworten konnte. Ich schwieg alle an. Meine Eltern, meine Freunde, die Ärzte.

Ich wusste keine Antwort darauf. Wahrscheinlich dachte ich, ich hätte nichts mehr zu verlieren.

Samstag, 16. Juli 2011

Rausch und Fall

Ich nahm ab, wurde leichter, wurde weniger. Wurde blasser, wurde zerstörter.
Es machte mir nichts aus. Nur die depressiven Phasen, die Phasen der unendlichen Traurigkeit machten mir Angst und raubten mir die Kraft. Denn diese konnte ich nicht überschminken, wie mein Gesicht.

Da war es einfach etwas zu nehmen. Die depressive Phase durch Rausch und Glück zu ersetzen.
Es war so einfach. Dennoch wollte ich oft dagegen ankämpfen. Hörte oft Leute in meiner Stufe sagen: "Das Zeug gefällt mir, und davor habe ich irgendwie Angst." Ich schwieg immer. Kaum jemand wusste etwas davon. Vielleicht wusste es ein geschultes Auge und ertappte mich. Ebenso, wie ich viele in der Schule erkennen konnte.

Aber nie sagte jemand etwas zu mir.

Und obwohl ich wusste, dass nach dem Rausch der tiefere Fall kommen würde, ließ ich mich auf das Spiel mit der Sucht ein.
Ich war mir selbst nicht genug wert, um auf mich aufzupassen.

Fallen.

Der Sommer wurde vom Herbst ersetzt und die Blätter wechselten ihre Farben, ehe sie von den Bäumen fielen.
Es wurde auch kühler.

Ich lief früh morgens mit Freunden durch den Regen. Meine Kleidung war nass und schwer, die Schminke verschmiert und meine Haare klebten mir am Kopf und obwohl es kühl war - da die Menschen um uns herum ihre Jacken anzogen und die Arme um ihre Brust schlangen - hatte ich das Gefühl vor Hitze einzugehen. Ich war kein bisschen müde, obwohl ich stundenlang durchgetanzt hatte.

Manche Tage, oder Wochen (aber sie waren kurz) war ich völlig nüchtern. Doch oft provozierte ich mein Glück, oder wurde von anderen provoziert.

Und ich fiel immer tiefer.

Dienstag, 31. Mai 2011

Kaputt

Und dann war plötzlich Sommer 2010.
Es waren Wochen vergangen, seitdem er mich verlassen hatte.
Ich war erst 19.
Jung, hübsch, intelligent, aber hoffnungslos zerstört.

"Ich habe noch ein Geburtstagsgeschenk für dich!" rief ich grinsend.
Er, mein bester Freund, sah mich an.
Er war groß und gut aussehend, dazu humorvoll und clever.
Aber dennoch fühlte ich nichts für ihn, als das Bedürfnis ab und zu seine
Nähe zu spüren.
"Was denn?" er grinste auch.
Ich holte ein Tütchen aus meiner Tasche und legte es auf den Tisch, noch
immer grinsend.
Ich sah ihn herausfordernd an.
Er nickte.

Mit dem nachlassenden Rausch ließen auch dann alle positiven Gefühle mit nach
und schafften Raum für Leere und Depression.

Nüchtern war ich innerlich und äußerlich kaputt.

Sonntag, 29. Mai 2011

Absturz?

"Manchmal reicht Liebe nicht aus. Manchmal sind die Umstände schuld."
Ich sah sie an. Sie saß neben mir auf der Couch, ihre Zigarette rauchend.
"Was passiert, wenn beide es wollen?" fragte ich sie.
"Dann schaffen sie es auch. Nein, aber ernsthaft. Ihr habt es doch versucht. So oft.
Es hat nicht gereicht. Ihr gehört vielleicht zusammen, vielleicht aber auch nicht.
Jetzt seid ihr voneinander getrennt. Komplett. Du siehst ihn nicht, er dich nicht.
Vielleicht kommt er irgendwann wieder und sagt: 'Es war eine dumme Entscheidung.'
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht willst du ihn dann zurück, vielleicht nicht.
Das weißt du nicht, das weiß er nicht, das weiß ich nicht. 
Du solltest nicht so viel darüber nachdenken. Es ist passiert."
Ich sah wieder weg, aus dem Fenster.
Seine Worte: "Ich liebe Dich. Und das ist alles, was für uns beide zählen sollte,
sofern du mich auch liebst." hatten sich ein meine Gedanken eingebrannt.

Manchmal zählen andere Dinge mehr, als die Liebe.
Manchmal.
Ich war nie ein einfacher Mensch, vielleicht kam das noch hinzu.

Sie sah mich an. "Was ist?" fragte ich sie.
"Nichts. Ich bin froh, dich zu haben."
"Ich bin auch froh dich zu haben, auch wenn du manchmal kalt sein kannst."
Sie lachte.
"Das hat mir das Leben beigebracht. So etwas sucht man sich nicht aus."

Ich fragte mich was mir das Leben noch so beibringen würde.
Ob es mich weiter herunter reißen würde?
Oder ob es mich stärker machen würde?

"Wie sieht's eigentlich mit Samstag aus?", unterbrach sie meine Gedanken.
"hm?"
Sie grinste. "Gehen wir weg?"
Es war nicht irgendein Grinsen. Es war ihr bestimmtes Grinsen.
"Von mir aus.", sagte ich und griff nach den Chips.
"Cool." war ihre Antwort.

Ob da der Absturz begann?
Ich könnte es nicht genau sagen.
Ich habe zu der Zeit keine Tagebücher geführt,
stattdessen einfach nur existiert, obwohl ich glaubte zu leben.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Sackgassen

"Ihr seid wieder zusammen, oder?" Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick, während sie die Kartoffeln schälte.
"Woher weißt du das?" Ich sah sie an.
"Du trägst den Ring von ihm. Das machst du nur, wenn ihr zusammen seid."
Sie hatte Recht, nach jedem Streit warf ich ihn irgendwohin und es war immer wieder ein Wunder, wenn ich ihn wiederfand.
Ich drehte ihn einige Male und fragte dann leise: "Hältst du das für einen Fehler?"
Sie zuckte die Schultern.
"Weißt du? Es geht mich nichts an. Es ist euer Leben. Aber manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass ihr weder mit noch ohne einander könnt." Dann fing sie an das Lied von U2 zu summen: 'With or without you'.

"Meinst du wir können auch ohne einander auskommen?" Wir saßen auf dem Bett und sahen uns einen Film an. Ich konnte seine Eltern über uns, in der Küche, reden hören, wusste jedoch nicht worüber sie sprachen. Ich sah nach oben.
Er tat es mir gleich. "Wird Zeit, dass ich mir eine richtige eigene Wohnung suche und nicht das hier. Sie könnten es dann vermieten und ich hätte ein richtiges Leben." Er sah mich an und grinste.
Ich tat nichts. "Könnten wir?" Denn ich war hartnäckig.
"Wenn es Liebe ist, dann nicht." Er beugte sich zu mir um mich zu küssen. Ich zog den Kopf ein Stück zurück und sah ihn nachdenklich an.
Er seufzte. Etwas, was er oft tat, wenn ich ihn irritierte.
"Okay, sag mir bitte was los ist. Warum zweifelst du in letzter Zeit so dermaßen oft? Eigentlich musst du dich nur fragen, ob die Gefühle noch so stark sind wie vorher und der Rest ergibt sich dann. Keine gute Beziehung ist einfach. Sie ist erst dann gut, wenn man auch Schwierigkeiten zusammen meistert. Also, erzähl mir was los ist."
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich frage mich einfach immer öfter, ob N. nicht Recht hatte. Ob ich dich nicht wirklich manchmal kaputt mache - oder immer." Ich musste an die Unterhaltung von ihm und seinem besten Freund denken.
"Du machst mich unglaublich glücklich und manchmal verwirrst du mich - wie jetzt gerade. Und ja, manchmal machst du mich traurig oder wütend. Aber am meisten machst du mich verrückt. Also gib mir einen Kuss und alles ist wieder gut, okay?" Er sah mich wie ein Hundewelpe an.

Vielleicht war da wirklich Liebe. Vielleicht waren die Gefühle echt. Aber die Probleme waren ebenso echt. Ich hatte Angst, dass wir uns in etwas verrannten. In eine Sackgasse.
Manchmal wollte ich lieber schon vorher weglaufen, als später in dieser Sackgasse zu enden. Dann, wenn wir noch mehr Erinnerungen hätten, noch mehr gemeinsame Erlebnisse.
Vielleicht waren wir auch ein Wunder. Und vielleicht könnten wir auch alles schaffen.
Aber ich glaubte nicht an Wunder. Die Realität war die mögliche Sackgasse.

"Ich liebe Dich. Und das ist alles, was für uns beide zählen sollte, sofern du mich auch liebst." sagte er, als ich ihn nicht küsste. "Das tue ich, wirklich, aber.." "Kein aber. Das zählt."

Er verschloss die Augen vor der Sackgasse. Ein Fehler. Trifft mich Schuld, obwohl ich ihn versuchte darauf aufmerksam zu machen? Sollte nicht jeder Mensch für sich entscheiden, was das richtige war? Ich verschwieg ihm nicht wer und wie ich war. Er musste selbst entscheiden, ob er mich wollte.

Ängste

"Komm schon, wir gehen zusammen hin. Ich bringe dich."
"Ich will und ich kann nicht, ehrlich nicht!"
Er versuchte mich schon eine ganze Weile zu überreden zur Schule zu gehen, doch ich konnte kaum atmen.
Die Panik hatte mich überfallen und jeder Gedanke das Haus zu verlassen brachte mir Tränen in die Augen.
Er seufzte ins Telefon. Ich bereute es ihn einmal angefleht zu haben mich morgens mit einem Anruf zu wecken, damit ich mich nicht so allein fühlte, wenn ich Zuhause schlief.
"Es tut mir leid, ich schaffe es wirklich nicht."
"Ist schon okay, mach dir keinen Kopf. Soll ich nach der Arbeit vorbei kommen?" Er klangt besorgt.
"Mir geht's gut. Das heißt, solange ich Zuhause bin. Dann geht es, wirklich. Aber wäre schön, wenn du später noch Zeit und Lust hättest herzukommen. Du findest mich dann auf dem Boden liegend, falls du suchst. Ist gemütlich hier."
"Klar, habe ich Lust. Und dann probiere ich den Boden auch mal aus. Ich rufe dich danach nochmal an."

Die Ängste. Sie trieben mich in den Wahnsinn, sie warfen mich auf den Boden. Und nur ich konnte mich da dann wieder hochziehen - oft mit Hilfe, aber den größten Teil musste ich alleine erledigen.
Ich musste den Willen irgendwoher nehmen weiter zu machen. Äußerlich ging es mir auch ganz gut in letzter Zeit. Viele würden sogar sagen: "Ich beneide dich um deine Freiheiten."
Aber manchmal können selbst Freiheiten einen überfordern.